Präambel
Wir, die Unterzeichnende der Charta christlicher Kinder- und Jugendarbeit (CcKJ), sind grundlegend der angeborenen Würde jedes Kindes und Jugendlichen verpflichtet. Wir sind überzeugt, dass die Grundfreiheiten und -rechte, die sich aus dieser Würde ableiten, allen Menschen zustehen, auch Kindern und Jugendlichen. Wir achten diese Rechte wie auch diejenigen ihrer Eltern. Das Wohl der Kinder und Jugendlichen, ihre Entfaltung und gesunde Entwicklung stehen im Zentrum all unserer Ziele und Aktivitäten.
Als unterzeichnende Organisationen respektieren wir in unseren Aktivitäten den
rechtsstaatlichen Rahmen und die pluralistische Gesellschaft. Wir orientieren uns am
Zweckartikel des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes (KJFG2) und an der Kinderrechtskonvention der Uno, namentlich an ihrer Präambel sowie am Artikel 143.
Wir nehmen das Leben und Wirken von Jesus Christus als Vorbild und Inspiration. Das bedeutet, dass wir Kinder und Jugendliche bedingungslos annehmen. Gelebte Nächstenliebe ist für uns ein zentrales Motiv.
Jesus Christus begegnete den Menschen in allen ihren Bedürfnissen. Darum sind wir bemüht, den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen in ganzheitlichen Angeboten zu begegnen.
Wir engagieren uns als Unterzeichner dafür, diese Charta in allen unseren Aktivitäten umzusetzen und sie im Rahmen der Ausbildung mit unseren freiwilligen und
angestellten Mitarbeitenden zu thematisieren.
Ziele
Wir fördern die ganzheitliche Entfaltung von Kindern und Jugendlichen
1. Entfaltung durch Auseinandersetzung mit christlicher Spiritualität
a. Wir sind überzeugt, dass die Thematisierung von Sinn- und Glaubensfragen einem Grundbedürfnis von Kindern und Jugendlichen entspricht.
b. Wir fördern die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, indem wir existentiellen Lebensfragen im Kontext der christlichen Glaubenstradition Raum geben. Wir pflegen spirituelle Angebote, die auf dem Leben und der Lehre von Jesus Christus basieren. Dabei ist die Bibel unsere Grundlage. Den Teilnehmenden wird ein Zugang zum christlichen Glauben eröffnet. Diesen verstehen wir als lebenslangen, individuellen Lernprozess.
c. Die Auseinandersetzung mit religiösen Fragen hat nachweislich positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. So fördert das Nachdenken über die grossen Lebensfragen die Vertrauensbildung, die Identitätsfindung und die Widerstandskraft in schwierigen Lebenssituationen (Resilienz). Diese Auseinandersetzung geschieht ohne Leistungsstress und Konsumdruck.
2. Entfaltung durch Entwicklung der Persönlichkeit
a. Wir verstehen den Menschen als Einheit von Körper, Seele und Geist.
b. Wir unterstützen die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu lebens- bejahenden und selbstbewussten Persönlichkeiten. Wir befähigen Kinder und Jugendliche zur kritischen Reflexion des eigenen Lebens und der Gesellschaft.
c. Durch die Auseinandersetzung mit sich selbst entwickeln Kinder und Jugendliche eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper, sie entfalten ihre kognitiven Kompetenzen und entdecken ihre Interessen, Fähigkeiten und als selbständige Persönlichkeiten finden sie ihren Platz in der Gesellschaft.
3. Entfaltung durch Stärkung der sozialen Kompetenzen
a. Wir verstehen den Menschen als Geschöpf, das sich in Gemeinschaft mit anderen Menschen entwickelt.
b. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder und Jugendliche verlässliche und wertschätzende Gemeinschaft erfahren können. Wir schaffen ein Klima der Offenheit und fördern die Dialogfähigkeit. Wir engagieren uns für Frieden, soziale Gerechtigkeit, versöhnte Gemeinschaft und Solidarität. Kinder und Jugendliche werden in unseren Angeboten ermutigt, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
c. Die Erfahrung wertschätzender Beziehungen ist von zentraler Bedeutung für die gesunde Entwicklung der Persönlichkeit. In der Begegnung mit Anderen lernen Kinder und Jugendliche, sich in Gruppen zu integrieren und entwickeln Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Kompromissfähigkeit sowie Führungskompetenz.
4. Entfaltung durch einen respektvollen Umgang mit der Natur
a. Wir verstehen die Natur als Lebensraum, den es zu respektieren, zu nützen und zu schützen gilt.
b. Wir begeistern Kinder und Jugendliche für die Schönheit und Vielfalt der Natur. Wir fördern einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Wir sensibilisieren Kinder und Jugendliche für nachhaltigen Konsum und globale ökologische Zusammenhänge.
c. In der Natur finden Kinder und Jugendliche vielfältige Orte für Spiel-, Bewegungs- oder Lernerfahrungen. Dabei können sie ihrer jugendlichen Energie Raum geben und ihr Potential, aber auch ihre Grenzen ausloten. Sie erfahren, wie der Aufenthalt an der frischen Luft ihr Wohlbefinden und die Aufmerksamkeit für die Umwelt steigert.
Prinzipien
1. Religions- und Meinungsäusserungsfreiheit
Wir respektieren in allen unseren Aktivitäten das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Gewissens-, Religions- und Meinungsäusserungsfreiheit. Wir achten die Rechte und Pflichten der Eltern, ihre Kinder bei der Ausübung dieses Rechts in einer ihrer Entwicklung entsprechenden Weise zu leiten.
Wir vermitteln den christlichen Glauben so, dass Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, Antworten zu grossen Lebensfragen zu finden. Dies geschieht auf eine Art und Weise, die ihr Alter, ihre Reife und ihren familiären und kulturellen Kontext berücksichtigt. Die Überzeugungen und Entscheidungen in Glaubensfragen aller Teilnehmenden werden respektiert.
Wir fördern aktiv den Meinungsaustausch, in welchem unterschiedliche Standpunkte willkommen sind. Wir berücksichtigen insbesondere die Beeinflussbarkeit und Verwundbarkeit der Kinder und Jugendlichen. Wir lehnen Machtmissbrauch, Zwang und Manipulation ab. Wir reflektieren die Entstehung von Gruppendynamik selbstkritisch und versuchen, destruktive Phänomene zu vermeiden.
2. Mitbestimmung
Wir berücksichtigen die verschiedenen Phasen der physischen, mentalen, emotionalen, sozialen und spirituellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in all unseren Aktivitäten.
In unseren Aktivitäten bieten wir Raum für Eigeninitiative und übergeben den Kindern und Jugendlichen ihrer Entwicklung entsprechend Mitverantwortung.
In unseren Aktivitäten fördern wir selbständiges Denken und Handeln. Kinder und Jugendliche erwerben vielseitige Fachkompetenzen, gewinnen an Selbst- vertrauen und sammeln wertvolle Führungserfahrungen.
3. Ausbildung
Wir legen grossen Wert auf eine gute Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden.
Kinder- und Jugendmitarbeitende der Unterzeichner werden regelmässig durch Fachpersonen geschult.
Durch die regelmässige Aus- und Weiterbildung werden die Mitarbeitenden befähigt, die gesunde Entwicklung und Entfaltung der Kinder und Jugendlichen zu fördern.
4. Prävention
Wir betreiben aktiv eine ganzheitliche Prävention.
Unsere Projekte, Angebote und Massnahmen sind darauf ausgerichtet, das Auftreten von körperlicher, kommunikativer und sexueller Ausbeutung oder Gewalt sowie von Suchtverhalten (Nikotin, Alkohol, Games, Social Media, Pornografie, etc.) zu verhindern. Auf diese Weise tragen wir zur Reduktion von Risikofaktoren und zur Stärkung von Schutzfaktoren bei.
Wir fördern die Resistenz gegenüber spirituellem und intellektuellem Machtmissbrauch sowie eine kritische Haltung. Wir stärken die Psyche und die Eigenverantwortung von Kindern und Jugendlichen und fördern das differenzierte Denken.
5. Transparenz
Wir sind transparent bezüglich der Identität und Ziele unserer Organisationen.
Wir machen unsere Zugehörigkeit zu Verbänden, Organisationen, Institutionen und Netzwerken sichtbar.
Wir deklarieren die von uns verfolgten Ziele, Inhalte und Methoden gegenüber den Kindern, Jugendlichen, Eltern, Partnern und Behörden.
6. Nichtdiskriminierung
Wir lehnen jede Form der Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen ab, welche das Geschlecht, soziale Zugehörigkeit, Aufenthaltsstatus, Herkunft, Rasse, religiöse oder politische Überzeugung oder Behinderung betreffen.
Wir engagieren uns gegen Ausgrenzung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und religiöse Diskriminierung.
Wir engagieren uns für konstruktive Konfliktlösungen unter Kindern und Jugendlichen.